Eiskalt in den April geschickt: Die Aufführung eines blinden Elefanten

Ein mehr als 16 Jahre alter Text hat am Montag (1. April) offenbar einige Lesende amüsiert. Für den Hessischen Rundfunk (HR) und die Zeitschrift „Die Gegenwart“ wurde seinerzeit ein Blindenelefant auf den Weg durch die Stadt geschickt. Möglicherweise hat diese Geschichte damals auch einige Leser oder Hörer in den April geschickt.

Für die Radiofassung hatte Rudi Ullrich von der Deutschen Blindenstudienanstalt (BliStA) mir einen wunderbaren O-Ton aufgesprochen. Die Idee mit dem Porzellanladen stammt übrigens von ihm.

„Ist das nicht geschmacklos?“, fragte damals der zuständige Redakteur des HR-Nachmittagsprogramms. „Darf man überhaupt Witze über Behinderte machen?“

Die Redaktionsleiterin war anderer Ansicht als er. Nachdem ich ihr versprochen hatte, alle Beschwerden persönlich mit dem Hinweis zu beantworten, dass ich selber blind bin, ging der Beitrag auf Sendung.

Beschwerden hat es damals übrigens keine gegeben. Jedenfalls wurde keine einzige an mich herangetragen.

Vielmehr wurde eine Textfassung, die weitgehend derjenigen in diesem Blog entspricht, in der „Gegenwart“ abgedruckt. Das ist die Verbandszeitschrift des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands (DBSV).

Später haben in der Blindenszene dann ähnliche Späße die Runde gemacht mit Ponys oder anderen Tieren, die einen Führhund ersetzen könnten. Schließlich wollen Menschen mit Sehbeeinträchtigungen nicht immer nur geführt werden, sondern vielleicht auch selbst einmal andere an der Nase herumführen.

An der Nase herumgeführt habe ich am 1. April 2013 auch die Leserschaft der Online-Zeitung marburgnews. Unter dem Titel „Messen zu Ostern: Viele Besucher sollen von fern nach Marburg eiern“ habe ich dort bereits ein geschäftstüchtiges Osterprogramm für 2014 entworfen.

Analog dazu hatte die Jury des Marburger Leuchtfeuers für Soziale Bürgerrechte angekündigt, dass im Jahr 2013 der Osterhase das „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Würgerrechte“ erhält, weil er die Ostereier ohne Ansehen der Person verteilt. Angesichts der letzten Lebensmittelskandale mag manchem manches angebliche „Bio-Ei“ vielleicht im Halse steckenbleiben.

Man hat es eben nicht leicht in diesen Tagen. Manche Mitmenschen dürften in diesem Winter wohl ihre letzten Ersparnisse buchstäblich verheizt haben.

Die meisten indes dürften nun hoffen, dass das Wetter nicht weiterhin ein schlechter Scherz bleiben wird. Bislang hat es die Menschen in Marburg jedenfalls mit Schnee und Minustemperaturen in den April geschickt.

Ein Kommentar zu “Eiskalt in den April geschickt: Die Aufführung eines blinden Elefanten

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