Frohe Ostern: Daheimbleiben ist wohl wahrer Gottesdienst

„Frohe Ostern!“ Dieser Wunsch mag manchen möglicherweise wie Hohn klingen. Fröhlich ist ihre Stimmung zu den Feiertagen beileibe nicht!
Bereits das zweite Jahr sucht die Corona-Pandemie die Menschen zu Ostern heim. Die Eiersuche mit den Kindern kann höchstens im heimischen Garten stattfinden; und der traditionelle Osterurlaub fällt für viele aus. Feststimmung kann da kaum aufkommen!
Viele verwöhnte Zeitgenossen reißen sich nicht am Riemen. Sie wollen reisen auf Virus-komm-raus. Das Herumsausen in der weiten Welt betrachten sie als ihr angestammtes Recht, obwohl gerade die massenhafte Mobilität vieler Menschen aus mehreren Ländern den Austausch verschiedener Mutanten massiv befördert.
Dass mehr als 3.700 Menschen allein auf deutschen Intensivstationen um ihr Überleben bangen, kümmert sie kaum. Ihr hedonistischer Reisedrang ist ihnen wichtiger als Gesundheit und Leben ihrer Mitmenschen oder die Gefährdung des medizinischen personals nicht nur auf den Intensivstationen. Reisen bildet nicht immer, sondern stärkt manchmal auch die Einbildung eigener „Überlegenheit“!
Demut täte da ganz gut. Ostern als Fest des Frühlings und der wiedererwachenden Natur sowie im christlichen Verständnis der Auferstehung wäre doch eine gute Gelegenheit, einmal innezuhalten und – im wahrsten Sinne der Worte – zur Besinnung zu kommen!
Ist nicht jede und jeder glücklich, der oder die diese Pandemie einigermaßen unbeschadet überlebt? Könnte man nicht vielleicht die Zeit nach der Corona-Krise als eine Art „Wiederauferstehung“ verstehen, die eine Umkehr ermöglicht? Müsste nicht die gesamte Menschheit dieses Coronavirus als Warnung verstehen, den Respekt vor der Natur und die Einsicht in die Begrenztheit menschlichen Denkens und Handelns endlich ernst zu nehmen?
Man muss kein Kirchgänger sein, um in solhen Zeiten beten zu lernen. Beten heißt dabei nicht etwa, gereimte Verslein an einen „lieben Gott“ aufzusagen, sondern für geliebte Menschen einzustehen, an sie zu denken und der Millionen namenloser Opfer zu gedenken.
Die Kirche kann ein Ort dafür sein. Für viele ist sie es jedoch nicht. Gerade die katholische Kirche hat jegliche Glaubwürdigkeit verspielt, sich jemals noch als moralische Instanz aufzuspielen!
Zu Zeiten von Corona wird ebet und Gesang auf das Nötigste verkürzt, wenn die Gottesdienste nicht überhaupt online stattfinden. Die Priester sind froh, wenn sie überhaupt einige Schäflein im Trockenen haben, die trotz der Gefahr leibhaftig in die Kirche kommen. Wenigstens dauern die Ostergottesdienste wegen der Corona-Pandemie nun nicht mehr so ewig lange wie zu meinen Kindertagen!
Zweifel an Gott erfassen längst viele Gläubige. Doch Jammern nutzt nichts. Nur Solidarität hilft
Letztlich geht es um Mitmenschlichkeit und Moral. Wer nicht im Morast des allerorten verbreiteten Egoismus versinken will, sollte das Leben aller anderen Menschen ohne Ansehen ihrer Herkunft, Religion, ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihres Aussehens respektieren. Es kann kein Zufall sein, dass Corona-Leugner meist antisemitische Verschwörungsmythen verbreiten und mit Rassisten und Neonazis kollaborieren!
Wer die Bibel aufmerksam liest, findet im Neuen Testament viele Hinweise für diese Humanität. „Nächstenliebe“ wird da gefordert und Achtung vor Fremden. Das alles zu praktizieren, wäre wohl wahrer Gottesdienst.