Lagebesprech: Wie Jens Bertrams, Eckart Fuchs und ich unseren Reichtum teilen

„Lagebesprech“ heißt ein neuer Podcast. Seit gestern steht die erste Ausgabe online. Ihr Thema sind Flüchtlinge und der Umgang mit Menschen, die ihre Länder aus Not verlassen mussten und in Deutschland Zuflucht suchen.
Lagebesprech ist ein Gespräch zwischen Jens Bertrams, Dr. Eckart Fuchs und mir über die jeweils aktuelle Lage der Dinge in Deutschland, der Welt, Marburg oder auch nur in meinem Wohnzimmer. Früher nannten wir unser – mehr oder weniger regelmäßiges Gespräch – Mittwochsrunde. Dann haben wir beschlossen, diesen offenen Gedankenaustausch aufzuzeichnen und im Internet zu veröffentlichen.
Der Name „Mittwochsrunde“ schien uns dafür zu verwechselbar. Da Jens das Gespräch aber häufig einleitet mit der Frage „Nun, wie ist die Lage?“, bot sich ein Titel mit dem Wort „Lage“ an.
„Lagebesprechung“ schien uns zu militärisch. Zudem besprechen wir die Lade nicht nur in dem Sinne, dass wir darüber sprechen und hinterher denken, es sei schön gewesen, auch mal drüber gesprochen zu haben; vielmehr besprechen wir sie auch wie ein Heiler eine Krankheit in der Hoffnung, Besserung zu finden.
Die Mittwochsrunde zum Hören nannte Jens Bertrams den neuen Podcast in einem Blogbeitrag. In einem anderen Blogbeitrag kündigte er den neuen Podcast an unter dem Titel Lagebesprech: Franz-Josef Hanke, Dr. eckart Fuchs und ich starten neuen Podcast.
Freundschaft ist Reichtum. An dem Reichtum unserer Gespräche möchten wir Interessierte künftig teilhaben lassen. Unsere Freundschaft erlaubt uns, ein wenig davon mit Anderen zu teilen. Deswegen stellen wir unsere morgendlichen Plaudereien künftig online.
Jens Bertrams kümmert sich dabei um die Technik. Ihm war auch die Idee gekommen, unsere Gespräche aufzuzeichnen und zu veröffentlichen. Zudem hat er auch die Erkennungsmelodie ausgewählt und das Audiofile zusammengeschnitten.
Am Mittwoch (29. Juli) haben wir über Flüchtlinge gesprochen. Gemeinsam trieb uns die Sorge um, dass Fremdenhass sich immer mehr ausbreitet in Deutschland und die Mitmenschlichkeit beschädigt oder gar ganz zerstört.
Hätten wir heute miteinander geredet, wäre das Thema gewiss das Ermittlungsverfahren des Generalbundesanwalts Range gegen netzpolitik.org gewesen. Am Mittwoch hingegen war das noch kein Thema.
Die Themen sind also immer aktuell und vermutlich auch sehr vielseitig. Dementsprechend sollte es sich lohnen, dem Blog www.lagebesprech.de sowie dem Twitter-Account @lagebesprech zu folgen.

9 Kommentare zu “Lagebesprech: Wie Jens Bertrams, Eckart Fuchs und ich unseren Reichtum teilen

  1. @lagesprech

    Gerne bin ich Ihrer Einladung gefolgt. Links von mir saß J. Bertrams, rechts F. J.
    Hanke und schräg links, weiter weg, Dr. Fuchs.
    Soweit mein akustischer Eindruck.
    Die Realität ist sehr vielfältig. Gewählte Gesprächsthemen demnach auch sehr fa-
    cettenreich. Gespräche in einen Blog zu überführen münden daher wohl in einer
    Verkürzung der Inhalte. Gerade die gedanklichen Nebenlinien, die nicht bis ins
    Letzte ausgeführten Facetten, vielleicht auch Unzulänglichkeiten in der Argumentation münden in einen gedanklichen Freiraum für den Gesprächszuhörer.

    Herzlichen Dank für diese 45 Minuten und weiterhin viel Spaß und Erfolg

    Herbie

    • Eure Erklärung über die Rechtstendenzen im Osten ist doch recht überheblich. Ich kenne diese Erklärungsversuche wohl eher von der offiziellen Staatspropaganda und von Bild-Welt. Von der klugen Mittwochsrunde hätte ich das nicht erwartet.
      Ein verordneter staatlicher Antifaschismus ist mir tausend mal lieber als diese verwaschene (mit klammheimlicher Bewunderung) geartete Aufarbeitung im Westen.
      Bei uns in Plauen hatten wir Gastarbeiter aus Polen ,Ungarn, Algerien, Kuba und Vietnam. Das gab es so in vielen Städten. Also das Motto : „Die Ossis kannten ja keine Fremden und anderen Kulturen“ stimmt so nicht. Auch durften DDR-Bürger in Richtung Osten reisen, konnten dort auch mit „Fremden“ in Berührung kommen.
      Bei den 89er Demos in Leipzig waren die ersten Westdeutschen die Flugblätter verteilt haben Neonazis. Für eine in Auflösung befindliche Gesellschaft und nach neuen Idealen und Sinn suchende Gesellschaft eine Katastrophe.
      Also liebe Mittwochsfreunde, ganz so einfach ist das nicht mit dem Osten.
      Euer Fan
      Ronald aus dem Vogtland

      • Lieber Ronald, sicherlich kann man Zusammenhänge nur vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen einordnen. Die Erfahrungen hier im Westen waren eben andere als „drüben“ im Osten. Wenn der Hinweis auf geringere Kontakte zu Fremden im Osten als im Westen überheblich wirkt, dann tut mir das leid. Allerdings sind die statistischen Daten hier eindeutig: Je geringer die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund in einer Region ist, desto größer sind die Ressentiments. Das gilt auch für den Westen. Ich danke ausdrücklich für das Lob, das auch in der Enttäuschung der kritischen Anmerkung zutage tritt. Vielleicht können wir ja eines Tages einmal einen gemeinsamen „Lagebesprech“ mit Menschen durchführen, die aus der ehemaligen DDR kommen. Herzlichen Dank und freundliche Grüße fjh

  2. Danke für die Antwort. Stimmt schon, dass da jeder Mensch bestimmte Erfahrungen hat. Natürlich war die westliche Weltoffenheit für die Entwicklungen der Menschen in Westeuropa prägend. Ich wollte auch Eure Einstellung nicht zu sehr kritisieren, denn es ist eine Einschätzung ,die ja auch auf Erfahrungen und Informationen basiert ,die Ihr habt. Bin nicht so empfindlich mit Ossi- und DDR-Kritik. Was mich aber doch etwas stört ist ein Pauschalbild, dass von den konservativen Medien ein einseitiges und stark formatiertes Geschichtsbild prägt. Mittlerweile plappert meine ostdeutsche Umgebung (Arbeitskollegen, Freunde etc.)diese Pauschalsätze nach. Das ist viel ärgerlicher, weil die es ja besser wissen müssten. Bestimmt kann man damit aber ruhiger leben und mal ehrlich – das Jetzt zählt.
    Die Idee mit einem Lagebesprech zum Thema ist spitze. Aber sicher sind andere Themen wichtiger. Heute Nacht sind wieder Menschen im Mittelmeer ertrunken und es hört einfach nicht auf. Wir reichen Europäer lassen tausende junger Menschen ersaufen und die es schaffen sind nicht willkommen. Ich könnte heulen.
    Ich bin und bleibe ein Fan der Mittwochsrunde !
    Grüße aus dem Vogtland
    Ronald W.

    • Lieber Ronald, heute haben wir über netzpolitik.org und das Verfahren wegen Landesverrats gesprochen. Die Aufnahme ist schon geschnitten. Ich hoffe, dass sie bald online geht auf http://www.lagebesprech.de. Sicherlich ist es für manche ganz praktisch, wenn man die Menschen in Ost und West gegeneinander ausspielt. Dann denkt ja jeder, der jeweils andere wäre schuld an der Misere. Die wirklich schuldigen können sich hinter solchen Schuldzuweisungen dann ganz gut verstecken. Also: Wir lassen uns nichts vormachen und machen nicht alles nach, was man uns so an Bären aufbinden will. In diesem Sinne fjh

  3. Gestern wurde es wieder durch die Medien geblasen, dass der prozentuale Anteil an rechtsradikalen Übergriffen im Osten bedeutend höher ist als in den übrigen Himmelsrichtungen der Republik. Die Zahlen glaube ich, aber nicht die Erklärungsversuche. Die gehen wieder in die im Westen beliebte Erklärung (auch bei der Mittwochsrunde), dass dies die mangelnden Begegnungsmöglichkeiten der Ossis mit Ausländern verursacht hat. Das ist 25 Jahre nach der Einheit ein blödes Argument.
    Man muss da wohl eher bei ökonomischen Dingen anfangen und auch bei psychologischen Aspekten, die tatsächlich in die Vergangenheit führen könnten.
    Gruß aus dem Vogtland
    Ronald W.

    • Lieber Ronald, ein einziger Grund allein macht Menschen nicht zu Nazis oder Gewalttätern. Ich persönlich folge da in weiten Teilen der Faschismustheorie von Reinhard Kühnl, der vor allem die Verarmung und Verelendung der Menschen für ihre Empfänglichkeit gegenüber faschistischen Positionen verantwortlich macht. Angst vor dem Fremden ist zudem ein allgemein menschliches Phänomen. Was mir fremd ist, ist mir weniger angenehm als das, was ich kenne. Insgesamt sollte man auch überlegen, inwiefern das Aufkommen rassistischer Strömungen nicht vielleicht gar ein gewolltes oder zumindest willkommenes Ablenkungsmanöver von Kernproblemen wie dem Mangel an Sozialer Gerechtigkeit ist. Es wäre wohl verwunderlich, wenn bei neofaschistischen Gruppen nicht Leute vom Verfassungsschutz mitmischten, wie sie es bei der NPD offenbar getan haben. Wenn „Linke“ und „Rechte“ einander bekämpfen, bleibt die Kritik an den wahren Ursachen der Verelendung möglicherweise auf der Strecke. Vielleicht ist es ja ganz nützlich für manche, Zwietracht unter den Bürgern zu streuen, um so von ihrer eigenen Verantwortung abzulenken? Dennoch gilt unumstößlich: Nie wieder Faschismus! fjh

  4. Danke für die Antwort. Ja – nie wieder Faschismus, das ist auch meine Maxime.
    Ich weiß, dass Mistrauen und Furcht gegenüber Fremden sogar ein eingegebener Code im menschlichen Gehirn ist. Der soll uns schützen und vorsichtig machen.
    Das ist soweit OK. Wir sind aber auch in der Lage unserer Spezies zu helfen, wenn sie in Not ist und können Mitgefühl und Mitleid empfinden. Das macht Menschen aus. Das fehlt mir zur Zeit. Die meisten Politiker reden in „Stückzahlen“, trennen Wirtschafts-und Politikflüchtlinge und gießen kräftig Öl ins rechte Feuer. Ein gefährliches Herangehen an die Problematik. Das der Verfassungsschutz bei den Rechten kräftig mitmischt und sie steuert glaube ich auch. Das macht mir richtig Angst.
    Die gegenwärtige Situation erinnert mich (übrigens sieht es Ihr Mittwochskollege Bertram ähnlich) sehr an das Ende der Weimarer Republik.
    Was ich absolut nicht verstehe ist dieser Hass auf die Schutzsuchenden.
    Und so schlecht geht es doch in diesem Land keinem Menschen ?
    Meine Mutter stammt aus Pommern und erzählt oft, wie sie alles (Hof und Gut im wahrsten Sinne des Wortes) verlassen musste. Der Neuanfang war sehr schwer und die Einheimischen waren gegenüber den Flüchtlingen misstrauisch und reserviert.
    Aber Hass gab es damals keinen.
    Viele Grüße aus dem Vogtland

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