Drei Kerzen für Corona: Internationaler Gedenktat am 6. Februar

Am 6. Februar 2020 ist der Augenarzt Li Wenlian in Wuhan gestorben. Diesen Tag schlage ich als weltweiten Corona-Gedenktag vor.
Mit einem internationalen Gedenktag am 6. Februar sollte sich die Menschheit künftig jedes Jahr an die Millionen Menschen erinnern, die der Pandemie zum Opfer gefallen sind. Das sind nicht nur die Corona-Toten, sondern auch die Infizierten, die oft noch monate- oder jahrelang an „LongCovid“ leiden und während dieser Zeit häufig Erstickungsanfälle erleiden und Todesangst verspüren. letztlich ist es aber fast die gesamte Menscheit, die ihre Bewegungsfreiheit durch die Pandemie weitgehend eingebüßt und deren Freiheitsrechte oft – vielleicht auch nur unter dem Vorwand er „Seuchenbekämpfung“ – eingeschränkt wurde. Wir alle sind ebenso Opfer des Coronavirus wie in besonderer Weise die Toten, die Infizierten, die alten und behinderten oder in Armut lebenden Menschen, die Kinder und die Alleinerziehenden Familien.
Darum werde ich heute drei Kerzen anzünden und auf das Fensterbrett stellen. Die erste Kerze gedenkt der Toten, die zweite der Infizierten und die dritte >Kerze all jener Menschen, die sich während der Pandemie für andere engagiert oder zugunsten anderer auf ihre freie Entfaltung verzichtet haben.
Li Wenlian steht für alle drei genannten Gruppen: Der Augenarzt hat Covid-Patienten behandelt und die Öffentlichkeit vor den neuen Vieren gewarnt. Dafür wurde er von den Behörden bedroht und verfolgt.
Als Arzt hat er Corona-Infizierte behandelt und sich dabei selber mit dem Virus angesteckt. Im Alter von nur 33 Jahren ist Li Wenlian am 6. Februar 2020 an Covid 19 gestorben. Er steht als Vorbild für herausragendes Engagement in der Pandemie als Arzt, Bürgerrechtler und letztlich „Märtyrer“.
Darum ist der 6. Februar der richtige Tag für das Covid-Gedenken. Dieses Gedenken sollte unbedingt international stattfinden, denn auch das Virus kannte und kennt keine Grenzen. Internationale Solidarität ist zudem gerade jetzt bedroht durch die egoistische Forderung der Bevölkerung Europas und Nordamerikas nach mehr Impfstoffen auf Kosten der Menschen in Afrika und Lateinamerika, die beim Wettbewerb um die Verteilung der Impfstoffe leer ausgehen.
n meine Trauer wischt sich Wut auf diejenigen, die die Pandemie für ihre Machterhaltung oder für krude antisemitische Verschwörungsmythen missbrauchen. In mein Gedenken mischt sich Sorge um die Demokratie und den Sozialen Rechtsstaat. In mein Innehalten mischt sich aber auch Freude über die vielen persönlichen Erfahrungen gelebter Solidarität, die ich während des ersten und des zweiten „Lockdown“ sowie auch zwischendurch erleben durfte.
Am Ende des Tages bleibt die Hoffnung, dass diese Pandemie allen Menschen eine Lehre sein mag, ihre Allmachtsphantasien in Frage zu stellen und den Wunsch nach Planbarkeit ihres Alltags ein wenig zu relativieren. Der Mensch ist nicht die „Krone der Schöpfung“; er ist bedroht durch ein winziges Virus namens „Corona“. Die Menschheit muss lernen, die Natur als Lebensgrundlage zu respektieren und ihre ungezügelte Ausplünderung aufzugeben.
Nach der Pandemie kommt demnächst wohl die Klimakatastrophe und dann vielleicht die nächste Pandemie. Wenn wir jetzt nichts lernen und eine bessere Zukunft aufbauen, haben wir keine Zukunft verdient und werden wohl auch keine haben. Daran soll der Gedenktag am 6. Februar jedes Jahr die gesamte Menschheit erinnern.